Sonntag, 1. März 2015

Lotto am Samstag...

...oder doch lieber zum Angeln gehen?

Moin moin Sportfreunde,
unter der oben stehenden Überschrift möchte ich gerne den gestrigen Angeltag kurz schildern.
Wie in der letzten Zeit sehr oft, sind wir gestern mal wieder mit unserem neuen kleineren Boot auf die Ostsee gefahren,
um mit der Spinnrute und/oder Sbirolinorute aktiv auf Meerforellen zu fischen.
Es macht irrsinnig viel Spaß, vom kleinen Boot aus in Ufernähe auf Meerforellen zu blinkern! Eine tolle Abwechslung
zum Trollingangeln, soviel steht fest!
 
Gestern war es dann mal wieder Zeit für uns drei (Stefan, Papa und ich) in See zu stechen. Nachdem Papa am Freitag
alleine bereits die halbe Innenförde abgeangelt hat - ohne Erfolg - haben wir uns aufgrund der Windvorhersage dazu entschieden,
den Weg von Möltenort aus in Richtung Eckernförde einzuschlagen. Morgens mit ca. 4Bft aus südlichen Richtungen, war der Weg
in die Eckernförder Bucht ein Kinderspiel. Wir waren uns natürlich auch der Tatsache bewusst, dass bei angesagten 5-6Bft aus Südwest zum Mittag
der Rückweg (zumindest ab Bülk) bei der Windrichtung und mit dem kleinen Boot eine nasse Angelegenheit für uns werden würde. Das haben wir in Kauf genommen!
 
So fuhren wir früh morgens los bis an das Ende der Eckernförder Bucht, um dann die Küste abzufischen. Grüner Jäger, Aschau, Suhrendorf,
... es sollten einige tolle Ecken auf uns warten und bei bestem Sonnenschein war es ein wirklich schöner Tag. Leider blieben die Bisse zunächst aus und auch nach mehreren Stunden aktivem Fischen mit Blinker inkl. Springerfliege und Sbirolino haben wir keinen Fisch ans Band bekommen. Es waren viele Landangler unterwegs, die - soweit wir es mitbekommen haben - auch keinen Erfolg hatten. Zudem war die gesamte Küstenlinie von Suhrendorf bis an das Ende der Bucht mit Netzen zugepflastert. Eins nach dem anderen, zum Teil in 2 Meter Wassertiefe.

Es muss zwangsläufig jeder Fisch, der aus dem Tiefenwasser in Richtung Uferzone schwimmt ins Netz schwimmen. Da passte mitunter nicht eine Bootslänge zwischen die einzelnen Netzenden. Gegen Mittag haben wir uns dann im Rahmen eines kleinen Imbiss und einem heißen Tee kurzzeitig für das Freihandschleppen mit je einer Rute in der Hand entschieden. Nach wenigen Metern hatte ich plötzlich Kontakt. Es kam eine schöne blanke Meerforelle mit ca. 46cm an Bord. Sollte nun der Knoten geplatzt sein? Sind hier vielleicht mehr Fische? Wir drehten direkt um, fuhren ein Stück zurück und warfen erneut die Ruten aus um nochmal über die Stelle zu fahren. 
 
Keine 3 Sekunden nach dem Einschlag meines Blinkers  - ein Möre Silda Kupfer Rot in 18gr. mit vorgeschalteter Springerfliege auf die auch die erste Forelle bebissen hat - stieg ein Fisch ein.

Kein kleiner Fisch dachte ich. Nein! Ein großer Fisch! In Sekundenbruchteilen flüchtete der Fisch in Richtung offenes Wasser - in etwa 100m waren schon von der Rolle gezogen, da haute Papa den Rückwärtsgang rein und wir fuhren dem Fisch hinterher. Ohne diese Maßnahme hätte der Fisch kurzerhand die Rolle leergemacht. 
1000 Gedanken schießen mir durch den Kopf - was habe ich hier an der Angel? Ist es die lang ersehnte große Meerforelle? Ist der Fisch möglicherweise gehakt?
Mein Material habe ich am Vorabend komplett durchgecheckt und extra noch ein neues Vorfach mit 0,40mm Stärke gebunden, da ich so mit der eingeknoteten Springerfliege mehr vertrauen hatte.

Blinker und Drilling waren neu, die 14er geflochtene auf der Rolle auch erst 3 Wochen alt. Daher der immer wiederkehrende Gedanke - sitzt der Haken gut??? Hoffentlich steigt der Fisch nicht aus... wenigstens einmal sehen... Sportfreunde: Ihr wisst, wovon ich spreche!
Es vergingen ca. 20 min und wir folgtem dem Fisch, der auf ca. 7m Wasertiefe hart am Grund stand und sich nicht bändigen ließ.
Ist auch nicht so einfach mit dem leichten Tackle und einer 2,70m Spinnrute, die normalerweise dem Zanderangeln dient.
Dann endlich sahen wir den Fisch schämenhaft das erste Mal. OH MEIN GOTT! Geschätzt eine große Forelle mit ca. 8-9kg!
Das war es dann auch fürs erste, denn der Fisch ging wie er eben wollte einfach wieder auf Tauchstation.
 
Ich war nass geschwitzt! Stefan, der den Fisch mit unserem Zanderkescher keschern sollte, fragte sich, wie das wohl gehen soll...der ist ja VIEL zu groß!
Wir sprachen uns kurz ab und Papa holte unser kleines Notgaff aus der Kiste. Damit sollte es gehen, aber der Fisch muss 1. gut ausgedrillt sein und 2. überhaupt erstmal wieder anstalten machen, an die Oberfläche zu kommen. 
 
Letzteres tat er dann auch kurz danach und wir konnten den Fisch erneut sehen - mir schlottern die Knie! Es ist keine Forelle - es ist ein Lachs so wie es aussieht.
Und er ist auch noch deutlich größer, der hat locker über 10kg! Und zack - wieder geht der Fisch auf Tauchstation! Diesmal habe ich jedoch zuvor gesehen,
dass der Lachs den Haken recht gut im Maulwinkel sitzen hatte. Blieb noch die Gefahr, dass die Springerfliege sich irgendwie blöd im Fisch verhakt und sich dadurch der Blinker löst...

1000 weitere Gedanken schießen mir durch den Kopf! Der Kampf ging weiter. Nach ca. 30-35 min. kam der Fisch dann in Oberflächennähe und die Fluchten wurden kürzer. Zuletzt parkte der Lachs sich neben dem Boot ein und Papa konnte den Fisch sauber gaffen und gemeinsam mit Stefan über die Bordwand hiefen.
Ein Aufschrei der Freude hallte durch die Eckernförder Bucht! Da lag er nun, dieser wunderschöne Fisch! Wir konnten es alle gar nicht fassen!
Und während ich hier sitze und diesen Text verfasse, kann ich es immer noch nicht fassen! Wir versorgten den Fisch und konnten dann feststellen,
dass wir mit der Spinnrute in der Eckernförder Bucht einen Lachs geblinktert haben mit 112cm Länge und 13+kg ausgeblutet!
 
Uns wird dieser Tag immer in Erinnerung bleiben, soviel steht fest! Wir haben nach dem Fang noch kurz weitere Spots abgeangelt, sind dann aber auch wegen
des stark zunehmenden Windes wieder in die Kieler Förde gefahren (ca. 45 min fahrt bei reichlich Wind und Welle und viel Wasser im Gesicht) und haben die letzte
Stunde vor dem Bellevue Anleger gefischt, wo wir noch 4 Forellen fangen konnten - alle released, drei wären massig gewesen, aber wir haben ja bereits mehr als genug Fisch an Bord!
 
Es war ein traumhaftes Erlebnis und wer weiß, vielleicht wird es ja in unseren Breiten tatsächlich mehr mit dem Lachsbestand.
Ich kann jedenfalls jedem hier nur empfehlen, sich mal die Zeit zu nehmen vor Rügen bei bestem Wetter, die Trollingangeln im Boot zu lassen und evtl.
mal in den Fanggebieten einen Tag mit der Blinkerrute zu versuchen einen Lachs zu fangen. Was dann passiert, wenn da einer einsteigt, ist mit dem Lachsdrill beim Trolling in keiner Weise vergleichbar!
 
In diesem Sinne, tight lines
Florian